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Wie schafft Tbates das? Wenn man sich den typischen Zeitplan des Rocket League-Profis ansieht, hat man den Eindruck, dass er mehr Talent hat, mit den Aufgaben seiner langen To-do-Liste zu jonglieren, als die meisten Spieler mit dem Ball. Tyler Bates, oder kurz Tbates, ist eine der ausgelassenen Stimmen des beliebten wöchentlichen RLCS-Podcasts First Touch. Er ist der aktuelle Ersatzspieler für das RLCS-Team eUnited und stemmt gleichzeitig ein komplettes Semesterprogramm an der Georgetown University Law School. Auf die obige Frage hat Tbates eine einfache Antwort.

„Die Antwort ist: Ich schaffe es nicht“, lacht Tbates. Wenn Ihr aus dem Podcast „First Touch“ etwas über Tbates wisst, dann, dass er gerne Witze macht. Aber Spaß beiseite. Er sagt, sein Zeitplan ist komplizierter als ein Triple-Flip-Reset. 

„Es ist nicht einfach, so viel kann ich sagen“, erklärt Tbates. „Es gibt Zeiten, in denen ich erst um 2 oder 3 Uhr schlafen gehe und schon um 7:30 Uhr wieder aufstehe, weil um 9 der Unterricht beginnt. Glücklicherweise habe ich viel Selbstvertrauen und meine Familie und meine Freunde geben mir viel Unterstützung. Sie helfen mir, so viel Stress wie möglich zu vermeiden.“

Tbates war auch schon vor seiner eindrucksvollen Karriere in der Rocket League-Community ein hochmotivierter Mensch, im Unterricht wie außerhalb. Er stammt aus Louisiana und war der Drittbeste in seinem Highschool-Jahrgang, während er gleichzeitig seit der Mittelschule bis zu seinem Schulabschluss Basketball spielte. Diese Leistung brachte ihm ein volles akademisches Stipendium für die Louisiana State University (LSU) ein. Und obwohl er in der Schule sehr erfolgreich war, hatten Videospiele zu Hause ihren festen Platz. 

Als Ältester von fünf Geschwistern hatte Tbates zu Hause immer jemanden, mit dem er spielen konnte, und gleichzeitig musste er natürlich auch immer der Beste sein. Seine Gedanken wandern zu den Zeiten zurück, als er mit seiner Familie um die Wette spielte. 

„Ich hatte einen Nintendo GameCube und wir spielten Super Monkey Ball, Mario Kart, Smash Bros. und Mario Party“, erinnert sich Tbates. „Wir hatten immer vier Controller. Alle machten mit. Mein Vater spielte ab und zu eine Runde mit, und sogar meine Großeltern. Aber ich musste immer gewinnen. So war ich als Kind schon.“

Als Online-Gaming in Mode kam, wechselte er zu Wettkämpfen bei Spielen wie Madden, NBA 2K und Call of Duty. Tbates versuchte, sich für Madden-Turniere mit großen Geldpreisen zu qualifizieren, und hatte ein Team für Call of Duty bei GameBattles, schaffte es aber bei diesen Spielen nie in die oberen Wettbewerbsränge. Das änderte sich, als er Rocket League entdeckte. 

First Touch Crew

Tbates lernte Rocket League bei einem Freund kennen, als es im Jahr 2015 veröffentlicht wurde, aber erst als es 2016 für Xbox erschien, begann er, mehr Zeit damit zu verbringen. 

„Ende 2016, Anfang 2017 fing ich an, ernsthaft zu spielen. Ein Freund zeigte mir die Videos von SquishyMuffinz. Er sagte: ‚Du musst dir diesen Typen ansehen. Er macht total verrückte Volleys und dreht sich in der Luft.‘ Ich war damals schon froh, wenn ich den Ball traf, aber da sah ich zum ersten Mal, welche Rolle die Geschicklichkeit spielt und was alles möglich ist. Ich fing also an zu üben und versuchte, zu imitieren, was Squishy in seinen Videos machte.“ 

Tbates fing etwa zur gleichen Zeit an, sich in kompetitiven Rocket League-Turnieren einen Namen zu machen, als er das College an der LSU begann. Im selben Jahr begann die LSU, in der Collegiate Rocket League (CRL), der nordamerikanischen Rocket League-Liga für schulinterne E-Sport-Clubs, anzutreten. Tbates wollte unbedingt Teil des Teams werden, das zu diesem Zeitpunkt aus Donnie, Lohtek und ModyKiller bestand, aber er gibt zu, dass er nicht wirklich auf ihrer Höhe war. Während seines ersten Jahres hatte Tbates ein klares Ziel vor Augen: Er musste beweisen, dass er ins CRL-Team der LSU gehörte. 

„Ich will nicht unfair sein, aber sie haben mich einfach ignoriert“, sagt Tbates. „Ich war nur ein Kind mit einer großen Klappe, das behauptete, ich könne mit ihnen spielen. Rückblickend ist mir klar, dass ich nicht gut genug war. Aber ich bin einfach ein Kämpfer. Ich wollte einfach beweisen, dass ich dazugehörte. 2017 und 2018 verbrachte ich damit, in 6Mans Rang A zu erreichen und in Ranglistenspielen ein fester Großmeister zu werden. Dann erhielt ich im darauffolgenden Jahr die Gelegenheit, für die LSU zu spielen.“ 

Tbates with Ashlei

Von 2018 bis zu seinem Abschluss im Jahr 2021 zeigten Tbates und das LSU-Team in der CRL konstant gute Leistungen mit mehreren Top-Platzierungen, darunter ein Sieg in der Spring 2020 Western Conference und ein zweiter Platz im Spring Showdown im Jahr 2020, während er mit 3,8 von 4 einen hervorragenden Notendurchschnitt halten konnte. Trotz guter Leistungen stand Tbates irgendwann vor der gleichen schwierigen Entscheidung wie viele andere College-Sportler: Sollte er die anstrengenden Wettkämpfe wählen und versuchen, Profi zu werden, oder sein Studium abschließen, um ins Berufsleben einzusteigen? 

„Zwischen 2018 und 2019 kam es mir manchmal in den Sinn, Profi zu werden, aber CRL ist eine harte, geschlossene Szene“, erklärt Tbates. „Sobald man dich in eine bestimmte Kategorie steckt, wie etwa Defensivspieler oder Spieler ohne ein besonderes Etwas, ist es egal, wie sehr du dich verbesserst – es ist kaum möglich, in ein Profi-Team zu kommen. Das Alter spielt auch eine große Rolle. Neben Leuten wie Scrub und Firstkiller, die damals bekannt wurden, ist man als College-Student scheinbar schon zu alt. Die Leute übersehen die psychischen Aspekte des Spiels. Ich hatte keine auffälligen Tricks. Ich war einfach nur ein guter, cleverer Spieler. Ich hatte das Gefühl, dass ich es mit einer günstigen Gelegenheit und dem richtigen Team schaffen könnte. Aber realistisch betrachtet war mir bei der Art, wie die Leute ihre Skills vorführten, klar, dass ich im Prinzip keine Chance hatte, egal wie sehr ich es versuchen würde.“

Tbates traf die Entscheidung, seine Studiengänge in Politikwissenschaft und Rechtssystemen zu nutzen und ein Jurastudium zu beginnen. Der März 2021, kurz nach seinem College-Abschluss, wurde dann einer der denkwürdigsten Monate seines Lebens. Er erhielt einen Studienplatz am Georgetown University Law Center und gleichzeitig die Gelegenheit, dem RLCS-Team eUnited als Ersatzspieler beizutreten. Zudem wurde angekündigt, dass First Touch, ein Rocket League-Podcast mit Roll Dizz, Dazerin und ihm selbst, ein wöchentliches Feature auf dem Rocket League-Twitch-Kanal und auf YouTube sein würde. Dieses Letztere ist eines der Lieblingsprojekte von Tbates. 

„First Touch begann als Idee“, erklärt er. „Wir drei wollten über Discord-Anrufe Rocket League-Diskussionen mit Retals und anderen Spielern führen. Dann hatten wir die Idee, daraus einen Podcast zu machen. Es ist der erste offizielle Podcast, den ich je gemacht habe. Ich habe schon immer mit Leuten diskutiert, zum Beispiel bei Discord-Anrufen oder im Friseursalon, aber das ist der erste echte offizielle Podcast.“ 

Er sagt, es war eine großartige Lernerfahrung, aber auch eine Erfahrung, die er wirklich liebt. In den letzten zwei Staffeln haben sich diese drei Leute zu einigen der unterhaltsamsten Stimmen in Rocket League entwickelt. Aber Tbates gibt zu, dass dieser Prozess Zeit brauchte. Die drei Moderatoren und engen Freunde übernehmen in First Touch jeder seine eigene spezielle Rolle. Sich in diese Rollen zu versetzen und sich vor der Kamera locker zu fühlen, war ein Lernprozess, aber Tbates sagt, dass er sich in den letzten beiden Staffeln der Show verbessert hat. 

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Wenn er nicht gerade trainiert, um seine Skills für eUnited auf dem höchsten Niveau zu halten, oder an Inhalten für First Touch arbeitet, ist er im Unterricht oder lernt zu Hause. Manchmal verschmelzen diese beiden Welten, wenn Leute in seinem Kurs oder sogar seine Professoren entdecken, wer er außerhalb des Klassenzimmers ist. Er sagt, er versuche, diese beiden Teile seines Lebens auseinander zu halten, aber manchmal ist das einfach nicht möglich.

„Ich erzähle nicht jedem, wer ich in Rocket League bin“, sagt Tbates. „Mein Lieblingsprofessor weiß von meinem Podcast und einige Mitstudenten haben mich im letzten Semester online gefunden. Sie unterstützen mich, was wirklich schön ist. Dafür bin ich sehr dankbar. Es wäre viel stressiger, wenn ich diese Unterstützung nicht hätte.“

Wenn man dieses Jahr betrachtet, scheint Tbates‘ Terminplan in absehbarer Zukunft kein Aufatmen zuzulassen. Er beabsichtigt, weiterhin für eUnited verfügbar zu sein, wenn er gebraucht wird, während er weiter auf seinen Jura-Abschluss hinarbeitet. First Touch bleibt eine seiner Lieblingsbeschäftigungen und ein Ende ist nicht in Sicht. In den kommenden fünf Jahren hofft er, in Louisiana oder Washington D.C. in den Bereichen Bürgerrechte oder Umwelt als Anwalt zu praktizieren und gleichzeitig ein integraler Bestandteil von Rocket League Esports zu sein. Auf die Frage, ob er in fünf Jahren noch bei Rocket League dabei sein wird, sagt er: „Das will ich doch hoffen!“

„Ich liebe First Touch. Ganz im Ernst. Ich habe das Gefühl, dass die Serie noch nicht einmal 60 % ihres Potenzials erreicht hat. Nehmen wir zum Beispiel die Sonderausgabe von First Touch zum Black History Month. Dass wir im Rahmen eines Spiels eine ganze Community ermutigen und hervorheben konnten, ist außergewöhnlich, das hat es bisher nicht gegeben! Ich glaube, dass wir mit First Touch noch viel mehr erreichen können, damit der E-Sport weiter wächst, um ihn zu diversifizieren, um Geschichten hervorzuheben und letztendlich mitzuhelfen, dass über viele Dinge anders gesprochen wird. Das ist etwas, was ich wirklich auf absehbare Zeit tun möchte, zumindest die nächsten fünf Jahre. Es macht mir wirklich sehr viel Spaß!“ 

Haltet euch auf Twitter über Tbates auf dem Laufenden und hört euch jede Woche den Podcast „First Touch“ mit Roll Dizz und Dazerin auf Twitch und YouTube an.