Wenn ihr die Community Spotlight-Reihe in den letzten Jahren mitverfolgt habt, kennt ihr wahrscheinlich schon dieses Muster: Ein Rocket League-Spieler fängt an, Inhalte zu erstellen, hat Erfolg damit und kündigt dann seinen typischen Bürojob, um sich voll auf das Streamen und seinen YouTube-Kanal zu konzentrieren. Diesen Monat wird der beliebte Rocket League-Content-Creator Mertzy diesen Trend brechen.
Mertzy präsentiert nun schon seit mehr als fünf Jahren Rocket League-Inhalte auf seinem YouTube-Kanal. In dieser Zeit hat er sich unter allen Rocket League-YouTubern eine der größten Abonnentengemeinden geschaffen. Zum Zeitpunkt des Erscheinens dieser Community Spotlight-Folge hat sein Kanal 1,33 Millionen Abonnenten. Wenn man die berühmte 1-Millionen-Marke erreicht, wird es in der Regel Zeit, sich nach Hilfe für die Videobearbeitung umzusehen, um mehr produzieren zu können. Mertzy sieht das anders. Nicht nur sein Kanal ist von Anfang an eine One-Man-Show, er selbst ist noch dazu nicht einmal ein hauptberuflicher Content-Creator. Aber in einem Monat wird sich das ändern.
Mert „Mertzy“ Griezmann studiert nun schon seit sechs Jahren. Er ist gebürtiger Türke, lebt in Deutschland und begann wenige Monate, bevor Rocket League 2015 veröffentlicht wurde, ein Studium in Drucktechnik. Da er sich sowohl für Fußball als auch für Autos interessierte, war er sofort Feuer und Flamme für das Spiel.
„Ich musste es einfach spielen.“, sagte Mertzy lachend. „Anfangs war es nur ein Zeitvertreib. Dann wurde ich ziemlich gut darin. Wir spielten praktisch jeden Tag. Schon in der Saison 1 kam ich unter die Top 100. Keine Ahnung, wie ich das geschafft habe. Dann fing ich an, Highlights und lustige Momente hochzuladen. Ich erwartete nicht, dass daraus einmal mehr werden würde. Aber die Leute klickten tatsächlich die Videos an, die eigentlich nur für meine Freunde gedacht waren. Und dann ging es langsam auf Reddit los.“
Als langjähriger Gamer war Mertzy immer daran interessiert, Clips von den Spielen, die er spielte, hochzuladen. Daher hatte er einige Erfahrung in der Videobearbeitung, aber er machte es trotzdem nur zum Spaß. Während seines Studiums konnte er keine Ablenkung gebrauchen. Sein ursprünglicher Plan war es, viel zu studieren und in dreieinhalb oder vier Jahren seinen Abschluss zu machen. Aber seine Geschicklichkeit in Rocket League und sein Talent dafür, Inhalte zu erstellen, stellten ihn schließlich vor eine Entscheidung.
Nach nur einem Jahr verdiente Mertzy mit seinem YouTube-Kanal bereits genug, um davon leben zu können. Bis dahin hatte er nicht einmal in Erwägung gezogen, ein professioneller YouTuber zu werden.
„Im ersten Jahr habe ich es eigentlich nur aus Spaß gemacht.“, erinnerte sich Mertzy. „Ich hatte kein Upload-Programm und plante Videos auch nicht im Voraus. Als das Spiel herauskam, machte ich nur Tutorials. Ich wollte den Leuten einfach helfen. Die Tutorials brachten wohl die ganze Sache ins Rollen, nehme ich an. Viele neue Spieler waren tatsächlich daran interessiert. Aber damals ging es mir wirklich nur darum, Spaß zu haben.“
Zu dieser Zeit erreichte er mit jedem neuen Upload auf seinem Kanal 100.000 oder mehr Aufrufe. Mertzy freute sich zwar über diesen Erfolg, konnte sich jedoch noch nicht zu einer Entscheidung durchringen. Daher tat Mertzy das Einzige, was er tun konnte – er betrieb YouTube erstmal als Nebengeschäft weiter.
„Es war alles so unerwartet. Ich war noch nicht bereit dafür. Damals hatte meine Abschlussarbeit zwar Vorrang, aber ich wollte bis zum Abschluss auch weiterhin hochwertige Inhalte veröffentlichen.“
Mertzy führte praktisch ein Doppelleben: Er studierte eifrig und verheimlichte seinen YouTube-Kanal vor seinen Freunden, seinen Kollegen und seiner Uni. Im Rahmen seines Studiums begann er, in einer Druckerei zu arbeiten, aber ein Kanal mit über einer Million Abonnenten lässt sich nicht sehr lange geheim halten. Es dauerte nicht lange, bis seine Kollegen Wind davon bekamen.
„Ich gab für gewöhnlich mehr Geld aus, als es ein typischer Student tun würde.“, sagt Mertzy lachend. „Mein Vorgesetzter machte Bemerkungen wie: ‚Anscheinend bezahlen wir Sie sehr gut!‘. Daher erzählte ich ihm über meine Arbeit auf YouTube. Ich bat ihn zwar, es für sich zu behalten, aber es sprach sich trotzdem schnell herum. Diese Aufmerksamkeit hatte ich nicht gewollt. Die Leute sollten mich nicht anders behandeln, als sie es normalerweise tun würden. Ich bin immer noch der Gleiche. Nur mein Job ist sicherlich nicht so gewöhnlich. Für mich ist es keine große Sache, aber die Leute sehen das anders.“
Obwohl das Geheimnis nun keines mehr war, stand für Mertzy fest: Er wollte sowohl in sein Studium als auch in die Inhaltserstellung viel Arbeit stecken, um dann nach dem Abschluss verschiedene Optionen zu haben. Aber nach einer Weile begann er, die Auswirkungen dieser Doppelbelastung zu spüren. Er erinnert sich, dass er damals sehr unregelmäßig schlief und dass das Studium irgendwann einfach keine wirkliche Priorität mehr war. Die Einnahmen aus seinem YouTube-Kanal waren so hoch, dass er sich immer mehr darauf als auf sein Studium konzentrierte. Das Studium geriet in den Hintergrund, mit der Folge, dass er für seinen Abschluss sechs und nicht, wie ursprünglich geplant, drei bis vier Jahre brauchen wird. Im letzten Jahr zog er sogar in Erwägung, das Studium abzubrechen, was ihm seine Eltern jedoch ausreden konnten.
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„Sie mussten den Stress zwar nicht aushalten, aber sie hatten Recht.“, so Mertzy. „Sie unterstützten mich bei meiner YouTube-Sache, weil sie sehr rentabel war, aber ich sollte unbedingt meine Abschlussarbeit fertigschreiben. Ich war damit schon ziemlich weit gekommen, und sie wollten, dass ich sie abschließe. Später könnte ich mich immer noch auf die Erstellung von Inhalten konzentrieren. Es war definitiv die richtige Entscheidung.“
Seine Pläne, mehrmals pro Woche Inhalte hochzuladen und ein Streaming-Programm für Twitch zu starten, musste er bis nach dem Abschluss zurückstellen. Mertzy stellte einen strikten Zeitplan auf, der es ihm erlaubte, weder sein Studium noch seinen YouTube-Kanal zu vernachlässigen. Jetzt fehlt ihm nur noch ein Monat bis zu seinem Abschluss. Aber noch wichtiger ist, dass ihm nur noch ein Monat fehlt, bis er sich ausschließlich der Erstellung von Inhalten widmen kann.
Wenn der bisherige Erfolg von Mertzys Kanal anhält, wird der Rest des Jahres 2021 äußerst positiv sein. Er hat gezeigt, dass er regelmäßig Inhalte produzieren kann, die von der Community begeistert aufgenommen werden, und das neben einem Vollzeitstudium. Wenn er im Juni seinen Abschluss macht, wird er zum ersten Mal vollen Boost haben.
„Wenn ich 1,5 Millionen Abonnenten habe, werde ich endlich ein Vollzeit-YouTuber sein.“, sagt er lachend. „Das lastet schon seit über fünf Jahren auf mir. Es war eine Menge Stress. Ich habe bisher nie erlebt, was es bedeutet, ein Vollzeit-YouTuber zu sein. Zum ersten Mal überhaupt werde ich mich voll darauf konzentrieren. Ich werde Video-Editoren beschäftigen und auch selbst Videos bearbeiten. Ich will zwei oder drei Mal pro Woche streamen. Und dann könnt ihr wirklich sagen. „Sieh mal, ein YouTuber.“
Seine Ausbildung als Techniker wird er jedoch nicht gänzlich abschreiben. Erst will er abwarten, ob der zukünftige Erfolg seines Kanals zeigt, dass er die richtige Entscheidung getroffen hat. Jetzt freut sich Mertzy aber erst einmal auf die Zukunft.
Den YouTube-Kanal von Mertzy findet ihr hier. Bleibt dran, denn wenn er im Juni seinen Abschluss gemacht hat, wird es mehr Inhalte geben.