Dappur Community Spotlight

Obwohl Rocket League erst seit gut fünf Jahren auf dem Markt ist, gibt es bereits mehrere Generationen von professionellen Spielern. Keine Generationen im Sinne von „Gen Z vs. Millennials“, aber Rocket League Esports besteht aus jungen Neueinsteigern und der alten Garde. Letztere steckt schon seit Jahren viel Zeit in das Spiel und besteht aus einer Gruppe von Spielern, die schon viele Teams und Taktiken erlebt haben. Dappur ist einer dieser Spieler. 

Dappur, 21 Jahre alt und außerhalb von Rocket League als Chris Mendoza bekannt, hat im Ökosystem von Rocket League Esports seit 2015 bereits in mehr als einem Dutzend verschiedener Teams gespielt. Er wurde auf das Spiel aufmerksam, als es erschien, und seitdem hat es ihn nicht mehr losgelassen. 

Ein angehender Wettkämpfer

Schon bevor Dappur sich für Videospiele interessierte, spielte Wettkampf für ihn eine wichtige Rolle. Er begann bereits in jungen Jahren mit traditionellen Sportarten wie Basketball, Leichtathletik und Flag Football. Sein natürliches Talent für Controller kam zum Vorschein, als ihm seine Mutter einen GameCube mit Mario Kart: Double Dash kaufte. Double Dash war kein Online-Spiel, also verlegte sich Dappur darauf, die CPU-Bots zu schlagen. 

„Ich habe die Grand Prix gespielt, aber ich musste der Erste sein.“, erinnert sich Dappur. „Ich wollte nicht bloß die meisten Punkte holen. Ich musste in jedem Rennen siegen. Wenn ich das nicht schaffte, spielte ich es noch einmal. Ich konnte es nicht ertragen, zu verlieren.“ 

Der natürliche Weg eines Wettkämpfers mit einem GameCube führt unweigerlich zu Super Smash Bros. Melee. Das war das erste Spiel, in dem er und seine Klassenkameraden miteinander um die Wette spielten. Dappurs Aufstieg begann in seinem Freundeskreis bei geselligen Treffen, die die Eltern seiner Freunde veranstalteten. Als seine Freunde nicht mehr mit ihm mithalten konnten, begann er, mehr zu üben, um gegen ihre überlegenen älteren Geschwister anzutreten. 

„Mein bester Freund hatte einen älteren Bruder, der wirklich gut war. Es hat zwar eine Weile gedauert, aber am Ende war ich besser als er.“, erzählt Dappur. „Ein anderer Freund hatte drei ältere Brüder. Sie waren alle besser als wir, darum wollte ich so gut werden, wie sie. Wir hingen damals die ganze Zeit zusammen und spielten nur Melee. Das hat richtig Spaß gemacht.“

Melee war Dappurs erste Dosis E-Sport. Als er unter seinen Freunden immer mehr zum Topspieler wurde, begannen sie sich für die Wettkampfszene zu interessieren und wurden Fans von Spitzen-Champions wie Mew2king oder Mango. Dann stellte Dappur bei einem Lokalturnier sein Können auf die Probe. In einer Begegnung mit dem bekannten Melee-Spieler Westballz musste er erkennen, dass er nur der Star einer kleinen Liga war.

„Meine Freunde und ich nahmen an einem Lokalturnier in der Gegend von L.A. teil, und ich musste gegen Westballz antreten. Er hat mich total auseinandergenommen.“, lacht Dappur. „Das hat mir gezeigt, wie viel mich von ihm trennte. Er beherrschte lauter kleine Tricks, von denen ich nicht einmal wusste, dass es sie gab. In dem Moment begriff ich, wie verrückt die Profis im Vergleich zu normalen Leuten sind, die das Spiel einfach nur spielen.“ 

Diese Niederlage war eine wegweisende Erfahrung für seine Zukunft als Wettkampfspieler. 


Dappur 2 Community Spotlight

Ein Pionier von Rocket League Esports

Anstatt sich weiter auf Melee zu konzentrieren, wandte sich Dappur mit zunehmendem Alter anderen Spielen zu. Er spielte Call of Duty: Black Ops in Turnieren und vertiefte sich schließlich in die PvP-Szene von Destiny, wo er gegen einigen der großen Namen der Community spielte.  

„Damals hatte Destiny eine sehr kleine, aber hochkarätige PvP-Szene.“, erläutert Dappur. „Ich habe mit Triplewreck und Datto gespielt, die zu den Ersten gehörten, die den Raid ‚Die Gläserne Kammer‘ durchgespielt hatten. Ich war zwar nicht Teil dieser Raid-Gruppe, aber ich gehörte zum PvP-Team dieses Clans. Der Clan hatte TeamSpeak-Server, auf denen wir uns jede Woche trafen, und Datto stellte dem ganzen Server dieses neue Spiel namens Rocket League vor.“ 

Einige der Spieler im Clan fingen an, das Spiel in ihrer Freizeit zu spielen, aber Dappur war sofort Feuer und Flamme. Nach nur wenigen Monaten gab er Destiny den Laufpass und konzentrierte sich ausschließlich auf Rocket League. Er hatte sich nicht vorgenommen, Profi zu werden. Das passierte irgendwie von selbst, sagt er. 

„Meine Destiny-Gruppe spielte es zwar eine Weile, aber ich wurde ziemlich schnell wirklich gut, und da wollten sie nicht mehr mit mir spielen.“, führt Dappur aus. „Ich habe die ganze Zeit Ranglisten gespielt. Alles war neu. Ich dachte, dass ich schneller besser werden würde, wenn ich mich auf 1v1-Duelle konzentrierte. Das hat für mich gut funktioniert. Dann war ich plötzlich unter den Top-100 und stieg weiter auf.“

Dappur hatte eigentlich geplant, 2016 in der ersten Saison der Rocket League Championship Series (RLCS) anzutreten, aber seine Teamkameraden hatten ihre E-Mail-Adressen nicht rechtzeitig bestätigt. Dies führte zur Disqualifikation der beiden Spieler und Dappur stand ohne Team da. Er nutzte die freigewordene Zeit, um in kleineren Turnieren anzutreten, in denen er jede Menge Erfolge verbuchen konnte. 

Dappur machte sich im kompetitiven Rocket League einen Namen, während er gleichzeitig das Lernpensum der High School bewältigen musste. Da sich seine Fähigkeiten auf dem Feld langsam bezahlt machten, konzentrierte er sich eher auf sie als auf die Schule. 

„Anfangs hatte ich auf der High School jedes Halbjahr drei ‚Honors‘-Kurse, die einen besonders hohes Niveau haben.“, erinnert sich Dappur. „Später war es nur noch einer, und als Rocket League erschien, verzichtete ich ganz auf ‚Honors‘-Kurse. Ich hatte keine Ahnung, was ich nach der High School machen wollte, und beschloss daher, auf Rocket League zu setzen. Jetzt bin ich älter, und rückblickend hätte ich vielleicht etwas mehr für die Schule tun sollen. Aber letztendlich ist es ja gutgegangen.“ *lacht*

Während er unter den Fans von Rocket League immer bekannter wurde, gab es jemanden, der Dappur nahestand, aber nicht das Geringste von seinem Talent ahnte: seine Mutter, Abigail. Zu Hause verschwieg Dappur seinen Erfolg völlig. Jedenfalls, bis er sich als Mitglied von „Selfless Gaming“ für die RLCS Season 3-Weltmeisterschaft in Los Angeles qualifizierte. 

„Ich sagte meiner Mutter, dass ich es in die Weltmeisterschaft geschafft habe.“, erzählt er. „Sie fand am selben Wochenende statt wie mein High-School-Abschluss. Ich musste also von der Abschlussfeier direkt ins LAN. Ich weiß noch, wie mich meine Mutter begleitete. Wir kamen durch den Vordereingang des Austragungsorts, und in den ersten 30 Sekunden bat mich schon jemand um ein Foto und ein Autogramm. Meine Mutter war völlig verwirrt. Ich weiß noch, wie sie fragte: ‚Bist du berühmt oder was?‘ Dann sah sie die Menschenmenge und alles und war begeistert. Sie hat nie wieder deswegen nachgefragt. Ab da hat sie mich einfach nur sehr unterstützt.“

Trotz eines enttäuschenden 9.–10. Platzes bei der Season 3-Weltmeisterschaft trainierte Dappur weiter und spielte Rocket League kompetitiv auf Spitzenniveau. Er konnte Topwertungen bei hochkarätigen Events für sich verbuchen, wie etwa dem ersten X Games Rocket League Invitational, dem 2v2 Rocket League Universal Open auf NBC und verschiedenen Monatsturnieren. Auch wenn es richtig hoch hinaus ging, gibt Dappur zu, dass seine Karriere Höhen und Tiefen hatte. Den größten Rücksetzer gab es bei der RLCS Season 5, als sein Team, Counter Logic Gaming in die Rival Series abstieg. 

„Eigentlich war geplant, dass ich in der Rival Series mit einem neuen Dritten spiele, aber [mein Teamkollege] Mijo wollte lieber bei einem anderen Team als Ersatzspieler antreten.“, erzählt Dappur. „Danach mussten wir uns auflösen. Ich hatte keine Wahl. Ich musste Reservespieler werden. Das war das einzige Mal, dass ich aufhörte, in Wettkämpfen zu spielen. Weitergespielt habe ich trotzdem. Es machte mir immer noch unheimlich Spaß. Also habe ich mehr gestreamt und weniger kompetitiv gespielt.“

Dappur hat erlebt, wie Spitzenspieler gingen und neue Spieler kamen, und es dabei geschafft, sich in den obersten Rängen des E-Sports zu halten. Er feierte sein Comeback, als er mit den Susquehanna Soniqs zu den RLCS Season 9 und den RLCS X zurückkehrte. Im Laufe seiner Karriere in Rocket League hat er für mehr als ein Dutzend Teams gespielt, aber er sagt, dass dies sein Lieblingsteam gewesen sei. 

„Wir hatten den E-Sport-Traum: in einem Team-Haus zusammen zu wohnen und zu spielen. Das war das Beste. Es war eine gute Zeit.“

Derzeit ist Dappur der Ersatzspieler für die Kansas City Pioneers.

„Während meinen Wettkampfzeiten habe ich viel fürs Leben gelernt. Es macht mir immer noch Spaß, auch als Ersatzspieler oder wenn ich nur coache. Es ist nicht genau das, was ich erhofft hatte, aber ich habe es auf jeden Fall genossen. Ich bereue es kein bisschen. Manchmal sehe ich es als selbstverständlich an. Im Rückblick macht es mir noch immer viel Spaß.“

Dappur lebt noch immer in L.A., wo er kompetitiv spielt und regelmäßig auf Twitch streamt. Seine Leidenschaft ist nach wie vor Rocket League, Videospiele allgemein und – natürlich – der Wettbewerb. Als jemand, der seit 2015 auf höchstem Niveau kompetitiv Rocket League spielt, möchte er jedem, der in seine Fußstapfen treten möchte, einen Ratschlag geben: 

„Halte dich nicht mit einem Spiel auf, das dich nicht begeistert. Das macht dich nur unglücklich. Wenn du das Spiel magst und dich gerne verbesserst, kommt alles wie von selbst – solange du bereit bist, hart zu arbeiten. Das ist wichtig: Du musst hart arbeiten. Ich habe so viele talentierte Spieler gesehen, die ihr Potential nicht ausschöpfen konnten, weil sie zu wenig Zeit investierten. Harte Arbeit schlägt Talent, wenn das Talent nicht hart arbeitet.“ 

Du findest Dappur auf seinem Twitch-Kanal, auf dem er regelmäßig streamt.